SPINONE UND GESUNDHEIT
. . . ODER WORAUF SIE ACHTEN SOLLTEN.
Der Spinone gilt als alte und robuste Rasse. Aber wie bei allen Rasse-
und Mischlingshunden, gibt es auch beim Spinone gesundheitliche
Schwachstellen.
•
HD = Hüftgelenksdysplasie
Hüftgelenksdysplasie ist eine Fehlbildung der Hüftgelenke, die in verschiedene Schweregrade unterteilt wird.
(A = frei, B = Grenzfall/Übergangsform und C = leichte HD - es gibt noch weitere Stufen wie D und E) Eine HD-
Röntgenaufnahme war bisher die einzig notwendige gesundheitliche Untersuchung für die Zucht. In die Zucht
dürfen Hunde mit A oder B und bei C mit Einschränkung.
Neu! Seit 2015 muss ED und Schulter-OCD zusätzlich geröntgt werden und von der Gutachterstelle mit >frei<
bewertet sein. Das gilt für alle zukünftigen Zuchthunde! :-)
•
ED = Ellenbogendysplasie
Unter Ellenbogendysplasie versteht man eine Miss- oder Fehlentwicklung im Bereich des Ellenbogengelenkes,
welche durch das nicht Zusammenpassen der gelenkbeteiligten Knochen zu einer Erkrankung des Gelenkes
führt.
•
OCD = Osteochondrosis Dissecans
Die OCD ist eine Erkrankung des Bewegungsapparates, wobei durch “übermäßigen” Knorpelwachstum die
Knorpelschicht nicht ausreichend versorgt und somit rissig werden kann. Durch diese Risse tritt dann
Gelenkschmiere ein. Häufig platzt dadurch ein Knorpelplättchen (Knorpelchip oder Gelenksmaus) ab und
“schwimmt” im Gelenk . Dies führt dann zu Beschwerden wie Schmerzen oder Entzündungen. Die OCD kann
in allen Gelenken auftreten, aber am häufigsten tritt sie im Schultergelenk auf.
•
Magendrehung
•
CA = Cerebellar Ataxia (Zerebellare Ataxie/ Kleinhirnataxie)
Ist eine neurologische Störung, die sich durch “zittern” und unkoordinierte Bewegung bemerkbar macht. Sie
tritt im ersten Lebensjahr auf und verläuft immer tödlich. Seit 2008 gibt es in England den Gen-Test für
Spinone. Zum Ausbruch dieser Krankheit kann es aber nur kommen, wenn man Träger mit Träger verpaart.
Verpaart man Träger mit Frei oder Frei mit Frei kann keiner der Welpen erkranken.
Seit 01.11.2019 (erneute Betreuung der Rasse Spinone durch den VDH) muss jeder Spinone für die
Zuchtzulassung einen CA-Test vorweisen. Im Juli 2020 verkündet AHT die entgültige Schließung des Labors
und somit die Einstellung jeglicher Testungen.
Neu! Seit 2022 ist der CA-Test durch Laboklin wieder möglich!
•
Ohren
Die langen Behänge (Schlappohren), bedürfen regelmäßiger Kontrolle und wöchentliches reinigen der
Ohrmuschel. Erhöhtes Risiko von Ohrenentzündungen.
•
Epilepsie
Auch die gibt es beim Spinone (wie bei allen anderen Rasse- und Mischlingshunden auch). Sie tritt in einigen
Linien vermehrt auf. Fragen Sie ob in den Linien der Eltern, Hunde mit epileptiformen Anfällen bekannt sind!
Die Aussage, dass im Stammbaum kein Hund mit Epilepsie vorkommt, sagt übrigens nur, dass kein Hund der
in der Ahnentafel steht selbst erkrankt ist. (Kunststück, wer würde auch bewusst mit einem kranken Hund
züchten?)
Es sagt aber nichts über die tatsächliche familiäre Belastung, ob Geschwister der dort stehenden Hunde
epileptische Anfälle haben, oder vielleicht mehrere Onkel/Tanten erkrankt sind. Ein ehrlicher Züchter kann
und wird ihnen sagen wie es um die enge Verwandtschaft (Geschwister, Halbgeschwister, Tanten/Onkel,
Nichten/Neffen, Cousinen/Cousins) der Hunde im Stammbaum bestellt ist! Er kann Ihnen auch sagen, wenn
ein Hund aus der Ahnentafel in einer anderen Verpaarung Welpen mit Epilepsie gezeugt hat. Ein
verantwortungsvoller Züchter geht Hinweisen nach und erkundigt sich. Nichts zu wissen oder nichts wissen zu
wollen ist in meinen Augen grob fahrlässig.
Zitat des Norwich-Terrier-Züchters Dietmar Schulz.
Egal, für welche Rasse immer Sie sich interessieren mögen: Verlassen Sie die Stätte des Grauens stehenden Fußes, wo
der "erfahrende und kompetente" Züchter seine Hunde "praktisch" (was immer das auch heißen mag) ohne jegliche
erbliche Belastung darstellt. Denn dies sagt er schlimmerweise aus Unwissenheit, unverzeihlicherwesie aus Ignoranz
und verwerflicherweise aus Unehrlichkeit.
Auf der Seite des Englischen Clubs gibt es übrigens viele Infos zur Gesundheit und dem Genome-Projekt sowie
den aktuellen Forschungsstand bezüglich eines Gentests auf Epilepsie.
Es gibt noch kleinere Probleme wie lose Augenlider, Sabbern, Knickruten und fehlende Zähne, womit der
Hund aber gut leben kann!
. . .und trotz alledem gibt es für mich keinen passenderen Hund als den Spinone!
Sein Wesen und sein Charakter relativieren sogar Sabberflecken an den Wänden, Türen und Spiegeln.
ES IST ALLES NICHT SO EINFACH. . .
. . . wie ich los zog meinen ersten Wurf zu planen.
Als ich 2012 einen Rüden für die Anpaarung (2013) mit Vio ausgewählt hatte,
bekam ich einen telefonischen Hinweis nochmal genauer nachzufragen.
Dabei erfuhr ich dann, dass der ausgewählte Rüde an OCD (Schulter)
operiert wurde, sowie seine Mutter (Schulter) und auch seine Oma
(Schulter). Ich habe mich dann bewusst gegen den Einsatz dieses Rüden
entschieden, weil ich meine Zucht und die Rasse Spinone gesund erhalten
möchte. Mit allen Konsequenzen.
Bei OCD scheiden sich im Übrigen die Geister. Die Einen meinen es komme
nur von zu energiehaltigem Futter und zu heftigem Spielen. Die Anderen
sehen bei OCD auch eine genetische Disposition. Ich bin der Meinung:
>>Ohne eine genetische Disposition des Tieres kann es nicht zum
Auftreten dieser Erkrankung kommen!<<
Und damit wäre für mich, bei einer bekannten familiären OCD Disposition,
eine Verpaarung enger Verwandtschaftsgrade wie Cousin und Cousine
hochgradig fahrlässig. Solch eine Verpaarung, genannt Linienzucht, verstärkt
vererbbare Merkmale innerhalb einer Linie – erwünschte, aber auch
unerwünschte!!
Beim Auftreten einer OCD des Junghundes (5. - ca. 15. Lebensmonat) muss
schnellstmöglich gehandelt und operiert werden, da sonst die Gefahr von
arthritischen Veränderungen im Gelenk um ein vielfaches höher ist, je länger
man wartet. Für andere Jagdhunderassen, z. B. Deutsch Drahthaar, gilt OCD
als Zuchtausschluss. Es wird davon berichtet, dass die Hunde nicht mehr
uneingeschränkt zur Jagd eingesetzt werden können. Bei Junghunden ohne
genetische Vorbelastung kommt es übrigens trotz gleicher Belastung nicht
zu einer OCD. Diese Hunde (ohne genetische Disposition) sind also voll
belastbar - werden Sie hellhörig, wenn Ihnen Ihr Züchter etwas anderes
erzählt! Meine Hunde wie auch viele andere mir bekannte Spinoni, wurden
z.B. nicht geschont, durften Treppen steigen und ausgiebig spielen und
toben und sie zeigten nie irgendwelche Hinweise auf OCD oder ähnliche
Gelenkerkrankungen.
IRONIE DES SCHICKSALS. . .
. . . oder die Frage: Wie geht man damit um, wenn
es einen selbst betrifft?
Trotz all meiner Bemühungen kam es in Chocos erstem Wurf zu zwei Fällen
von Schulter-OCD. Choco selbst hatte nie Beschwerden mit dem
Bewegungsapparat, wurde dahingehend nie behandelt, geschweige denn
operiert. Ebenso hatte der Vater des Wurfes bisher keinerlei Welpen mit
OCD gezeugt und ist selbst nicht daran operiert.
Dass es trotzdem zu Fällen von OCD kommt, ist möglich, weil viele
genetische Merkmale versteckt im Hund vorhanden sind und vererbt
werden, bis es irgendwann, mit gleich veranlagtem Partner, zu einem
„Auftreten“ dieser Veränderung kommt. Man spricht dabei vom Genotyp.
Dem gegenüber steht der Phänotyp.
Kurze Erklärung:
Der Phänotyp enthält alle offensichtlichen Merkmale, (Farbe, Körpergröße,
Hüftstatus, Fellbeschaffenheit, Zahnstatus usw.).
Der Genotyp hingegen enthält die tatsächlichen (versteckten)
Erbinformationen. Also, das was der Hund weiter vererbt, ohne selbst
daran erkrankt bzw. betroffen zu sein. So ist es möglich, dass Elterntiere
die selbst z.B. sehr gute Hüften haben, „schlechte“ Hüften vererben. Das
sind Informationen welche man (ohne validierten Gen-Test) erst durch den
aktiven Zuchteinsatz der Hunde erhält.
Wichtig ist jedoch, wie man als Züchter damit umgeht.
Ich für meinen Teil habe die zwei Fälle (samt Zuchtbuchnummern!) an den
Club gemeldet und schreibe dies auch offen auf meiner Seite. Die
betroffenen Hunde werden ganz sicher nicht in die Zucht gehen. Dann
habe ich Choco auf Schulter-OCD röntgen und offiziell, vom Gutachter,
auswerten lassen. Choco ist Schulter OCD-frei.
Für den nächsten geplanten Zuchteinsatz habe ich einen Rüden
ausgewählt, der selbst mit HD-,ED- und OCD-frei ausgewertet wurde. Über
seine Linie konnte ich viele Informationen zusammentragen, die eine
Veranlagung zur OCD seinerseits so gut wie ausschließen. Kommt es trotz
dieser ganzen „Vorsorge“ wieder zu Fällen von OCD in diesem Wurf, nehme
ich Choco selbstverständlich aus der Zucht. Auch wenn Choco “alles in
allem” eine perfekte Zuchthündin ist.
=> Leider hat die geplante Verpaarung nicht geklappt und Choco ist
zweimal leer geblieben, weswegen ich mich für einen anderen Rüden
entschieden habe.
Wenn Sie noch Fragen dazu haben, können Sie mich gerne anrufen!
. . .und NEIN!
Hunde eines Züchters, der offen über Fehler bzw. Krankheiten spricht, sind
deshalb nicht kränker oder schlechter als die jedes anderen Züchters! ;-)
Eher sollte man überlegen warum andere Züchter nicht über die
Krankheitsfälle in ihrer Zucht reden, bzw. diese Information nicht
auch offen auf ihrer Homepage stehen haben!
Zitat aus dem Buch:
Ein guter Start ins Hundeleben.
Der verhaltensbiologische Ratgeber für Züchter und Welpenbesitzer von Udo Gansloßer // Petra Krivy
„Letztlich steht und fällt alles mit der Person des Züchters, seiner Kompetenz, seinem
Verantwortungsbewusstsein, seinem Rückgrat, um auch aufzumucken, wenn in seinem Verein oder Verband
etwas im Argen liegt, statt nur an sich selbst und seine eigene Zuchthandhabung zu denken und zu schweigen.
Häufig sind es gerade die, die aufbegehren gegen Missstände und anklagen, was anzuklagen ist, die dann zum
Schluss gemobbt und sanktioniert werden, um sie mundtot zu machen.
Doch hat das Lieben, Schätzen und Gesunderhalten einer Rasse eben nichts mit egoistischem Mitläufertum
und Vereins-/Verbandsmeierei zu tun, sondern bedeutet unter Umständen auch Kampf und Mut zur
Auflehnung und einem Entgegenstellen zum Wohl des Hundes.“
Mit freundlicher Genehmigung von Udo Gansloßer.
EXPERTENMEINUNG
Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung auf meiner Seite
folgende Expertenmeinung von:
A.Univ.Prof.Dr.med.vet. Irene Sommerfeld-Stur
"Die bewusste Zucht mit einer OCD-operierten Hündin ist in keinem Fall
akzeptabel und schon gar nicht, wenn sie noch dazu mit einem nahen
Verwandten gepaart wird. Denn die Paarung verwandter Tiere führt ganz
im Gegenteil zu einem Anstieg des Inzuchtniveaus und damit zu einer
Verringerung der genetischen Vielfalt. Und zudem erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit der Homozygotie von Defektgenen und damit die
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Defekten. Der Einsatz von Tieren,
die "Fehler haben" in kleinen genetisch stark belasteten Populationen zur
Erhaltung der genetischen Varianz ist nur dann akzeptabel bzw. sinnvoll,
wenn diese Fehler einen geringen Krankheitswert haben.
Das trifft bei einer OCD aber in keinem Fall zu.
Unter den von Ihnen genannten Problemen, die beim Spinone auftreten
wäre allenfalls das Fehlen von Zähnen oder bestimmte Formen einer
Knickrute, eventuell noch das lose Augenlid in diesem Sinn akzeptabel."
Gesundheit
Zitat Max Frisch:
"Die, die das Nest
schmutzig machen,
zeigen empört auf einen,
der ihren Schmutz
bemerkt und nennen ihn
den Nestbeschmutzer"
MIT GUTEM BEISPIEL VORAN GEHEN
Deshalb engagieren wir uns aktiv für die Gesunderhaltung unserer
Rasse. So ist es für uns selbstverständlich, dass die Ergebnisse von
Röntgenuntersuchungen oder auch Erkrankungen in den Würfen
offen und für jeden einsehbar zur Verfügung gestellt werden.
Für diese Offenheit wurde unser Zwinger vom ISCGB (Italian
Spinone Club of Great Britain) mit dem „purple Star“
ausgezeichnet.
Außerdem unterstützen wir seit der Entstehung, im
Februar 2014, die einzige internationale und offene
Spinone Datenbank der Spinone Health Foundation (SHF)
For a healthier Spinone future through knowledge - Für eine
gesündere Zukunft unserer Spinoni durch Wissen.
© seit 2012 Patrick und Nicole Leupold